Der Lamatempel in Peking ist einer der Orte, den man ruhig häufiger besuchen sollte. Im Chinesischen heißt der Tempel Yonghe Gong. Das Heiligtum ist das bedeutendste buddhistische Tempelkloster der Stadt. Keineswegs protzig. Eher bescheiden angelegt. Mit einem Vorhof, der Halle der Himmelskönige, zwei Haupthallen, einer Lehr- und Versammlungshalle und dem Pavillon des 10 000fachen Glücks. Ein sehr spiritueller Ort. Im Hof vor den Hallen brennen Besucher ihre zuvor gekauften Räucherstäbchen ab. Für einen Wunsch zünden die Gläubigen drei Räucherstäbchen an, die man in den Händen hält. Kniet sich hin, verbeugt sich in alle Himmelsrichtungen und steckt sie dann glühend in grosse Feuerschalen. Sandelholzgeruch steigt einem überall in die Nase.
Heute beten etwa 50 Mönche in der Versammlungshalle. Ein für Europäer unverständliches Gebrabbel tönt nach aussen. Eine Mischung aus Lesen und Singen. Die Mönche in ihren roten Gewändern sitzen auf roten Bänken, beten, Glöckchen klingen, sie klatschen, einer der Vorbeter zündet an einem kleinen Altar eine Opferkerze an. Die anderen Mönche haben ihren Blick nach unten gesenkt, tief verwurzelt in die Gebetszeilen. Das Publikum drumherum scheint sie nicht zu interessieren. Obwohl die Touristen filmen und fotografieren. Vor allem chinesische Besucher zieht es in die Versammlungshalle.
Mittendrin zwischen den Mönchen thront die sechs Meter hohe Figur von Tsongkhapa, dem großen Reformator des tibetischen Buddhismus und Gründer der so genannten Gelben Kirche, deren Tradition die Institution des Dalai Lama und des Pantschen Lama entsprang. Eine friedliche Atmosphäre erfüllt den Raum. Die Abendsonne lugt hervor. Sucht sich einen Weg durch die prachtvoll geschmückten Holztüren. Ein ungewöhnlicher erster Advent für eine Deutsche, die sonst vor dem ersten Lichtlein des Adventskranzes sitzt und Weihnachtskekse isst. Und dabei noch preiswert. Der Eintritt kostet 25 Yuan, umgerechnet drei Euro.